Wer kennt es nicht?
Der Wind weht eine Tüte hoch, ein Grashalm liegt quer, ein Ball rollt heran – und irgendwo raschelt ein Kasper im Gebüsch.
Nervenstärke wünscht man sich bei jedem Verlasspony. Doch viele bekommen sie weder gezeigt, noch die Gelegenheit, sie wirklich zu üben.
Auch das ist so ein Punkt, bei dem man oft hört: „Das geht doch nicht.“
Ich wollte, seit ich Lamas habe, sie am Pferd mitnehmen – und hier beginnen die ersten kleinen Übungen zu diesem Thema.
In meinem Beruf als Reittherapeutin ist die Nervenstärke meiner tierischen Partner unverzichtbar.
Sie tragen nicht nur die Kinder, sondern auch deren Emotionen, Unsicherheiten und Geschichten.
Darum gehört auch der Ausgleich zum Training:
Wenn mein Pferd mit den Kindern langsam geht, aufmerksam und geduldig, dann darf er im Ausgleich auch frei laufen, toben, sich spüren.
Nach so viel mentaler Höchstleistung braucht er diese Zeit, um den Kopf frei zu bekommen – damit er sich wieder ganz auf seine vielseitigen Aufgaben konzentrieren kann.
Denn wahre Stärke entsteht aus Balance – zwischen Ruhe und Bewegung, Geben und Empfangen, Arbeit und Freude.


„Ein Kind braucht ein Pony“, hörte ich, als ich klein war —
von einem Mann, der mein Sein für immer prägen sollte,
zu meiner Mutter gesprochen.
Heute, viele Jahre später, erkenne ich den Sinn dahinter auf eine ganz neue Weise.
Da meine Araber für mich wie Kinder sind,
haben auch sie ihre Ponys — kleine Gefährten,
mit denen sie spielen, lernen und das Leben teilen dürfen.
So schließt sich ein Kreis:
Was damals als Satz in der Luft lag,
ist heute gelebte Verbindung zwischen Mensch, Tier und Seele.
Die Araber, die mich nun seit drei Jahrzehnten begleiten, haben mich unendlich viel gelehrt.
Nicht nur im Mental- und Gelassenheitstraining oder in ihrer beeindruckenden Vielseitigkeit,
sondern auch in den Momenten, in denen sie mich brauchten –
wenn gesundheitliche Probleme auftraten oder das Leben neue Wege verlangte.
Gleich, wodurch eine Schwierigkeit entstanden war –
ich durfte lernen, jedes Training auf das jeweilige Pferd und seine Situation individuell abzustimmen.
Denn sie waren zu jung, um einfach irgendwo gelangweilt herumzustehen.
Und das wäre ohnehin weder im Kopf noch im Herzen eines Arabers richtig aufgehoben.
Ein Araber möchte dabei sein – ganz gleich, was der Mensch tut.
Er möchte zur Familie gehören und gleichzeitig als Pferd in seiner Herde leben.
Idealerweise verlagert der Mensch also einen Teil seines Lebens in die Herde hinein –
zumindest hatten meine Hengste genau diese Idealvorstellung meiner Aufmerksamkeit für sie.
Ihre Ponys sind dabei Gesellschaft und Arbeitserleichterung zugleich:
Spielgefährten, Lehrer und treue Begleiter in einem.